Autor: huetefuchs
Verfasst am: 07.01.2010 20:23
Hi,
was ich hier schreibe , ist meine ganz persönliche Einschätzung ! ..... ohne Anspruch auf Richtigkeit !!!
Ich empfinde es eben so !
....und versuchs mal in 3 Etappen zu gliedern :
1. "Rassewahl" allgemein
2. Auswahl "meines" Hundes konkret
3. Haltungsansprüche
Zu 1.)
Jeder Hund ist, (von ganz seltenen Ausnahmen mal abgesehen) wenn er neu ins Haus kommt ,
UNFERTIG ..... er ist wie ein Klumpen Ton noch ungeformt aber formbar ! Es MÜSSEN sich dem Halter
also die Fragen stellen (!) : WAS WILL ICH DRAUS MACHEN ?? - WAS soll "am Ende" der Formung
als "Ergebnis" dastehen ?? Welches Stadium will ich erreichen, um zu mir selbst (!) sagen zu können:
JA - , so, wie der Hund jetzt ist , kann ich zufrieden sein. -
NIEMAND sollte sich einen Hund gleich welcher Rasse ins Haus holen mit dem Vorsatz , es NUR dem Hund
Recht machen zu wollen ! ...DAS geht garantiert schief ! ANDERSRUM läuft der Hase: Wir müssen UNS den
HUND "zurecht machen" - völlig egal, welcher Rasse er angehört. Nur ein ZUFRIEDENER Halter (!) wird am
Ende einen "guten Hund" haben. Bei der Wahl der Rasse gehts also in allererster Linie UM UNS SELBER ;
WIR (!!!) MÜSSEN ZUM ins Auge gefassten HUND PASSEN und nicht umgekehrt.
Und DA fängt in aller Regel das Dilemma an - nämlich dann, wenn unser Bild von uns selber unklar ist
oder schief hängt - ; die Folge ist dann meist eine völlig falsche Hundewahl, weil sie quasi an uns selber VORBEI
getroffen wurde.
Es gilt also, "in sich zu gehen" und den eigenen Charakter möglichst präzise und vor allem EHRLICH (!) dahingehend
zu überprüfen , ob er zu dieser oder doch besser zu jener Rasse am besten PASST !
Es ist also dringend notwendig , sich ZEIT (!) bei der Wahl zu lassen und gründlich (!) die eigenen Gegebenheiten
UND die auf sich zukommenden ANSPRÜCHE abzuwägen!
Als Informationsquellen zum HUND sollten zuallererst persönliche Erfahrungen anderer Halter von ins Auge gefassten Rassen
sein, danach sollte man kritisch (!) Veröffentlichungen (Webseiten) von Züchtern lesen und sich durchaus auch die
Zeit nehmen, sich in den Dschungel der Diskussionsplattformen im Internet zu begeben.
SOLLTE sich im Zuge der kritischen Selbstprüfung nun das Bild eines Altdeutschen Hütehunds am Horizont
verdichten, kann ich nur ganz dringend dazu raten, sich in allen drei (!) Foren, die zu dem Thema (noch) existieren,
umzuschauen und Rat einzuholen .... und diesen ggf. auch zu akzeptieren.
Die Frage, die ICH jedem Neuling stellen WÜRDE ist: "MUSS ES UNBEDINGT (!) EIN ALTDEUTSCHER SEIN ?"
...wenn ja , "WARUM ?"
Wer in diesem Stadium der Entscheidungsfindung NICHT in der Lage ist, einige sinnvolle (!) Äußerungen
von sich zu geben, dem sollte man von einem AH abraten und zwar dringend.
Zum Schutz der Hunde und zum Besten des "Interessenten" !
Leider laufen viele ....fast alle ...Hunde"käufe" anders - aber man sollte das Ideal nicht unnötig einer Praxis opfern,
die vielfach suboptimal daherkommt.
Wie wir an anderen Stellen im Forum bereits gesehen haben, hängen Wesen und Charakter der Hunde ganz eng
mit dem Hintergrund zusammen, dem sie entstammen. Ein Hund der auf wesentliche Teile seiner trieblichen
Veranlagung quasi verzichtet , nur weil ihn der in der trieblichen Ablaufkette VORHERGEHENDE "Abschnitt" mit seiner
ureigenen Faszination derart "befriedigt", neigt (!) naturgemäß auch im Privatleben zum selbständigen Aufsuchen
alternativer "Ersatzbefriedigungen" (Appetenzverhalten).
Der Altdeutsche Hütehund ....und das muss man wissen , ist dichter am "Suchtverhalten" gebaut, als viele andere Hunde;
die Tendenz zum Junkie liegt ihm im Blut ; sie MUSS ihm im Blut liegen, sonst wäre er kein AH !
Es ist also KEIN NEGATIVMERKMAL , sondern ein Rassekennzeichen!
Übrigens eines, das diese Art Hunde AUCH "empfänglich" macht für ein sinnvolles Leben abseits der Herde -
man muss allerdings als Halter damit umgehen können ; man muss dieses "Angebot" verstehen und nutzen
können .... andernfalls wird man scheitern.
Verstehen ....zumindest ansatzweise, wird man die Hunde nur über ihre Herkunft und ihre Tradition in der
Arbeitswelt. - Ich weiß, dass das mehr als ein "frommer Wunsch" nicht ist, aber eigentlich gehörte zu jedem
Eigentumswechsel eines solchen Hundes in Privathand eine Art "Anschauungsunterricht" an der Herde !
Alles .... aber auch wirklich alles, was diese Hunde ausmacht, hat HIER seine Wurzeln :
Das eigentümliche Bestreben , auf einem gewissen Level selbständig zu "entscheiden" - aber dennoch Führung
zu akzeptieren , gehorsam sein zu wollen ist notwendiger Bestandteil im Arbeitsleben , ohne Bereitschaft ,
ständig "auf Empfang" zu sein , ist Kommunikation und Teambindung , ja ist Hüten nicht möglich. Diese
Merkmale gehören zu einem Altdeutschen Hütehund , sie prägen sein Wesen genau wie sie UNSER WISSEN darum
fordern !
Die Frage, OB ein Altdeutscher Hütehund für ALLE "geeignet" sei, stellt sich mir nicht mehr - ich würde sie gerne
umdrehen - und behaupten,...... ALLE HALTER sind mit Sicherheit NICHT PASSEND (!) für einen AH !
WER es allerdings versteht, sich SEINEN (!) Altdeutschen "zu formen" , der wird am Ende zufrieden sein und
einen "guten Hund" an der Seite haben !
Zu 2.)
Gott sei Dank halten sich Angebot und Nachfrage hinsichtlich der AH noch in Grenzen ! Ja, es ist oft so, dass
Ersteres Letztere übersteigt.
Im Einzelnen wären folgende "Bezugsquellen" zu nennen:
- Private Züchter
- Schäfer
- Tiervermittlung übers Internet
- Lokale Tierheime
BEVOR man sich auf die Suche nach "SEINEM" Altdeutschen begibt, sollte man sich die Frage beantwortet haben ,
was GRÜNDLICHER (!) Vorüberlegungen bedarf, OB es ein WELPE, ein HERANWACHSENDER oder ein bereits
ERWACHSENER Hund sein soll, der bei einem einzieht. Zu allen genannten Möglichkeiten fallen mir Vor- und auch
Nachteile ein. Die Wertung, was denn Vor- oder Nachteil SEI, hängt ganz stark von der "Selbstanalyse" aus
Punkt 1.) (s.o.) ab !
Generell kann man wohl sagen: JEDER HUND IST FORMBAR .... allerdings ist nicht jeder Interessent willens und
in der Lage, jeden eventuell bereits "VERformten" Hund seinen Vorstellungen oder objektiven Maßstäben anzupassen.
Das Wort "abrichten" hat einen negativen Beigeschmack, .... wenn man es aber von seinem Ursprung aus der Holz-
oder Metallverarbeitung versteht, eignet es sich hervorragend , um zu verbildlichen, was in unserem Zusammenhang
gemeint ist ..... Verhaltens"unebenheiten" so weit abzutragen, dass eine verhaltensmäßig "saubere Grundlage"
erreicht wird ! Diese Aufgabe übernehmen viele (!) , die sich für einen heranwachsenden oder erwachsenen Hund
entscheiden, denn die Grundlage des VORbesitzers mag ja eine völlig andere gewesen sein, als die eigene !
Das bedeutet saubere Analyse des IST-Zustandes und konsequentes und motivierendes Hinführen zu dem,
was ich MIR als ZIEL gesetzt habe. (Übertriebener Ehrgeiz ist hierbei "vom Teufel"! .... )
Es soll nicht verschwiegen werden, dass die Übernahme eines erwachsenen Hundes NACH (!!) gründlicher
Inaugenscheinnahme auch von VORTEIL sein kann , sofern sich gravierende Mißverhältnisse in Verhaltens-
angebot des Hundes und eigenen Ansprüchen nicht ergeben ! Man erspart sich somit zum Beispiel die Risiken
eigener FEHLformungen während der Welpen- und Junghundphase ; - noch lange nicht jeder Interessent ist
einem heranwachsenden Altdeutschen "gewachsen" ; vor allem DANN NICHT, wenn die "Selbstanalyse" vom HUND
als FALSCH erkannt wird ..... und damit sollte man bei einem AH immer rechnen !
Einige Ratschläge konkreter Art :
a)
Ein Welpe , der im Arbeitsumfeld beim Schäfer geboren wird und zur Abgabe steht, sollte so FRÜH wie
möglich "umziehen".
b)
Ein Welpe aus einer der GUTEN Privatzuchten gewinnt möglicherweise , wenn er sein Lernumfeld erst
mit 12 Wochen verlässt. Bei ganz idealen Verhältnissen sogar noch später.
c)
Keinen Hund allein aus Mitleid quasi "Hals über Kopf" ins Haus holen.
d)
Einen Tierheimhund VOR der Entscheidung MEHRFACH (!!) besuchen .... PROBEGASSI GEHEN !
....und dabei den VERSTAND EINGESCHALTET LASSEN !
e)
Niemand MUSS (!) überzählige Hunde irgendwo "retten" .... es wäre mir bekannt, wenn das "Gesetz" wäre!
f)
Bei freier Welpenauswahl ..... sich für ein Tier MITTLERER "Aktivität" entscheiden.
Nicht den Wildesten ...aber auch nicht den Schlafmützigsten.
Zu 3.)
WENN ein Hund jedweder Rasse einen Anspruch hat, dann ist es der auf einen KOMPETENTEN HALTER !
.... nun werden DIE in aller Regel nicht geboren, sie werden oder machen sich selbst im Laufe der Zeit zu einem
solchen; für den Hund bedeutet das , er hat Anspruch auf einen Halter, der bereit ist , zu LERNEN und vor
allem DAZUzuLERNEN !
GLÜCKLICH DER HUND , DER EINE SOLCHE UMGEBUNG VORFINDET !
Der Hund an sich ...will weder lernen noch arbeiten - er will sein HUNDSEIN AUSLEBEN... ! Der daraus
abzuleitende Anspruch wäre also : Der Hund WILL EIN HUND SEIN DÜRFEN !
Diesen Satz muss man wirklich 10 mal laut hintereinanderweg AUFSAGEN , um seinen tiefen Sinn in unseren
"Arbeitsspeicher" einzubrennen !!
Ein Hund hat das RECHT , auf einen Halter zu treffen, der einschätzen und beurteilen kann, dass und ob sein
Vierbeiner zufrieden ist ! Leichter gesagt, als getan ! Oft genug urteilen wir nach Maßstäben , die Eigenschaften
IN UNS gehorchen ; wir projizieren allzu gerne das was wir glauben WOLLEN auf das , was tatsächlich IST !
Besonders gefährdet sind hier diejenigen, deren Persönlichkeit sich über den Hund definiert ! Ich warne vor
übertriebenem Ehrgeiz und mahne zu vernünftigem und möglichst naturnahem Umgang mit Hunden.
Ein Hund ist KEIN Sportgerät genausowenig wie ein Pferd ...... wir sollten uns verpflichtet fühlen, die Sinnes-
ausstattung des Hundes artgemäß und nicht fremdorientiert dahin zu führen, wo sie fruchtbar sein kann und weniger
dahin, wohin es UNS menschlich zieht.
Der Altdeutsche Hütehund stellt generell nur WENIG verschiedene Ansprüche an uns als vergleichbare Hunde.
Er will von UNS wissen, was WIR von IHM wollen ..... wir müssen also "sprachlich" zusammenkommen ! Unsere
Urteile sind oft genug deswegen falsch und irreführend, weil wir unsere Hunde genausowenig lesen können,
wie SIE UNS. EINDEUTIGKEIT in der "Abrichtung" ist ein Hauptgebot ! Durchsetzen, was ich will ..... und
verhindern, was ich NICHT WILL !
DAS IST ABER GENAU DAS PROBLEM .....WIR (!) wissen oft gar nicht, was WIR WOLLEN ..... unsere Hunde
leiden nicht am Umzug ins Privatleben; sie leiden oft an der Konzeptlosigkeit UNSERERSEITS , an UNSERER
Führungsschwäche . Ein Hund , und schon gar einer aus dem Umfeld der Arbeitswelt , sieht sich in so einem
Falle IN DER PFLICHT (!) , die Verhältnisse von sich aus wieder "geradezurücken". RECHT HAT ER !
Er ist eben EIN HUND ..... nichts anderes möchte er sein .... und ANDERS sollten wir ihn auch nicht
behandeln , denn die Geschichte lehrt uns , KEIN anderes Lebewesen steht uns mental näher ....
als ....ER , ...... der HUND ....
....und der Altdeutsche Hütehund KANN ein Diamant in dieser Gesellschaft sein , vorausgesetzt,
WIR passen zu IHM ..... und passen GUT auf ihn auf !
....das wäre in Kurzfassung das, was mir am Herzen liegt.
LG
Dietmar